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Von Laura Nederkorn
Die Originalversion in Englisch könnt ihr hier lesen.
STRANDET's Mission ist es, die Strände entlang der Westküste frei von Plastik zu halten und sich auf die Plastikverschmutzung sowohl lokal als auch global zu konzentrieren. Gründer Jens erzählt wie STRANDET dabei vorgeht, welche Beweggründe dahinter stecken und wie wir alle zu einer sauberen Umwelt beitragen können.
Schön, dich kennenzulernen Jens, erzähl kurz wer du bist.
Hallo, ich bin Jens Wilhelm - die eine Hälfte von STRANDET. Wir sind ein kleines Umweltunternehmen, das im Jahr 2018 eröffnet wurde. Das war, als wir unseren physischen Arbeitsbereich hier in Vorupør eröffneten. Das Unternehmen besteht aus mir und meiner Arbeitspartnerin Julie - wir sind die Gründer. Außerdem haben wir zwei Teilzeitmitarbeiter*innen, die uns bei der Strandreinigung und anderen Dingen helfen.
Wie seid ihr auf die Idee für STRANDET gekommen?
Ursprünglich hatte Julie die Idee. Sie hat in Ruanda gearbeitet, als dort das Verbot von Einwegplastik eingeführt wurde und man begann, landesweite Clean Ups durchzuführen. Inspiriert davon kam sie zurück nach Dänemark und konzentrierte sich auf Abfall, Plastik und Umwelt. Sie fing an mit einer Organisation namens "Plastic Change" zu arbeiten. Ihr Ziel war es, Plastik zu sammeln und in größerem Umfang zu recyceln - aber leider kam es aus verschiedenen Gründen nicht dazu. Julie begann sich zu fragen: "Können wir das auch alleine machen? Können wir einfach an den Strand gehen, Plastik aufsammeln und es zu neuen Dingen recyceln?" Daraus entstand die Idee, den Menschen zu zeigen, dass wir die Plastikverschmutzung in kleinem, einfachem Rahmen und direkt vor unserer Haustür recyceln können.
Was ist deine Aufgabe bei STRANDET?
Wir beide machen so ziemlich alles! Das ist das Problem mit einem kleinen Unternehmen, man macht am Ende alles!
Wie wahr! Kannst du mir etwas mehr über STRANDET erzählen?
Wir sind ein kleines Umweltunternehmen. Wir sind ein Unternehmen und keine NGO, weil wir anderen zeigen wollen, dass es möglich ist, ein Geschäftsmodell rund um das Sammeln und Recyceln von Plastik im Meer zu entwickeln. Wir wollen nicht von der Finanzierung abhängig sein.
Die Grundlage des Unternehmens kann in vier Bereiche unterteilt werden:
Sammeln und Recyceln: Clean Ups. Jeden Monat führen wir eine kommunale Strandsäuberung durch. Jeder kann kommen und so viel tun, wie er möchte. Außerdem führen wir Strandreinigungen auf eigene Faust durch, und mehrere Reinigungsaktionen mit Schulen. Letzteres ist wichtig, um der jüngeren Generation das Problem der Plastikverschmutzung an der Westküste vor Augen zu führen. Und natürlich beseitigen wir so viel Müll wie möglich. Einen Teil dieses Mülls recyceln wir, vor allem Fischkisten, da es sich dabei immer um dieselbe Art von Plastik handelt. Wir sammeln die Fischkisten, reinigen und zerkleinern sie, und dann recyceln wir den Kunststoff zu verschiedenen Produkten. Wir stellen Produkte für uns und andere her.
Bildung: für Schulen, Gymnasiasten, Unternehmen... Sie kommen hierher, hören zu und lernen durch eine Präsentation, und dann gehen sie zum Strand und machen eine Müllsammelaktion und säubern ihn.
Beratung für Unternehmen: Analyse des ökologischen Fußabdrucks, CO2-Berechnungen, Abfallbewirtschaftungssysteme... Zurzeit arbeiten wir zum Beispiel mit einem lokalen Festival zusammen und helfen ihnen bei der Abfallbewirtschaftung, indem wir überlegen, welche Materialien sie verwenden werden und wie sie mit ihren Mitarbeiter*innen und Festivalbesucher*innen über die Abfallbewirtschaftung kommunizieren werden.
Café und Arbeitsbereich: Wir betreiben auch ein Café und einen Arbeitsbereich, den andere nutzen und von dem sie lernen können.
Toll! Was würdest du sagen, ist die allgemeine Intension von STRANDET?
Wir wollen ein globales Thema - den Abfall in unserer Natur - in den Mittelpunkt stellen, aber in einem lokalen Kontext. Als wir anfingen, haben wir die Erfahrung gemacht, dass jeder das Problem als etwas ansieht, das nur in Entwicklungsländern auftritt. Sie denken zum Beispiel, dass das Problem in Indien, Indonesien und China liegt - in all diesen Ländern. Aber wir wollen allen zeigen, dass es auch ein großes Problem entlang der europäischen Küste ist und dass der Eindruck, den wir in Europa haben, falsch ist. Wir sind ein großer Teil des Problems, und das Problem ist viel größer, als den Menschen bewusst ist. Unser eigener Abfall wird in die Länder exportiert, von denen die Leute denken, dass das Problem dort seinen Ursprung hat.
Deshalb halten wir es für sinnvoll, das Problem in einem lokalen Kontext zu lösen. Wir halten es für wichtig, die Menschen nach draußen zu bringen und ihnen zu zeigen, dass das eigentliche Problem hier liegt, auch wenn wir in einem Land leben, von dem wir glauben, dass wir unseren Abfall gut behandeln und umweltbewusst leben. Das ist aber nicht immer der Fall.
Wir wissen, dass Aufräumen allein nicht die Lösung ist, aber es ist ein fantastisches Instrument, um die Situation zu verstehen. Wenn wir das Problem jedoch wirklich in den Griff bekommen wollen, müssen wir es an der Wurzel packen: Wir müssen durch Abfallmanagement und bewussten Konsum dafür sorgen, dass der Müll nicht in der Natur landet.
Die beste Lösung für den Kampf gegen die Plastikverschmutzung?
Ich glaube nicht, dass es eine Patentlösung gibt. Wir müssen noch so viel darüber lernen, wie wir diese Probleme lösen können, und wir müssen sie aus allen Blickwinkeln angehen. Eines der größten Probleme ist jedoch, dass wir unseren Abfall als Abfall und nicht als Ressource betrachten. Wir müssen anfangen, unsere Verpackungen als Ressource zu betrachten, mit der wir richtig umgehen müssen. Ein guter Weg, dies zu tun, ist, ihnen immer wieder neues Leben einzuhauchen. Wir glauben, dass ein großer Teil der Lösung darin besteht, ein globales Rücknahme- oder Rückerstattungssystem zu organisieren, um sie wertvoll zu machen.
Außerdem ist der Preis für neuen Kunststoff im Vergleich zu recyceltem Kunststoff zu niedrig.
Seit einem Jahr gibt es in Dänemark ein nationales Abfallsystem. Dinge wie diese bringen unsere Abfallwirtschaft in die richtige Richtung. Dennoch verbrauchen wir immer noch viel zu viel. Wir müssen unseren Verbrauch einschränken und uns auf die älteste aller Lösungen besinnen:
Reduzieren, wiederverwenden und recyceln.
Dies sind nur einige wenige Punkte. Es gibt so viele Probleme, die gelöst werden müssen, und so viele Möglichkeiten, dies zu tun.
Welche Art von Plastik findet ihr am häufigsten bei den Clean Ups?
Wir haben drei verschiedene Kategorien:
Die größte Kategorie stammt aus der Fischerei und der Offshore-Industrie (Transport). Zu diesen Abfällen gehören Fischernetze, Fischkisten, Ölkanister, Arbeitsgeräte... Gewichtsmäßig machen sie über 50 % der Funde aus.
Die nächstgrößere Kategorie ist Verbraucherplastik, das Zeug, das wir im Alltag verwenden: Wattestäbchen, Tampons, Wasserflaschen, alle Arten von Verpackungen...
Die dritte Kategorie, die wir finden, sind Pellets - der Industriestandard für Plastik. Das Gewicht, das wir sammeln, ist nicht sehr groß, da sie so schwer zu entfernen sind, aber wir finden sie überall an unseren Stränden.
Was würdest du sagen, ist die größte Herausforderung für euer Unternehmen?
Es ist ein Vorteil und ein Nachteil: Wir befinden uns weit weg von der Politik, aber direkt neben dem Problem. Wir haben oft das Gefühl, dass wir starke Geschichten haben, die es wert sind, dass die nationalen Medien über sie berichten oder sie in den Mittelpunkt rücken. Manchmal ist es jedoch schwierig, unsere Stimmen zu Gehör zu bringen. Gleichzeitig ist es aber auch ein Vorteil, dass wir uns am Ort des Geschehens befinden, denn so können wir Fotos von den Problemen machen, während sie passieren und sich entwickeln. Und natürlich macht es die Tatsache, dass wir nur zwei Leute sind, die Vollzeit arbeiten, schwer. Es braucht einfach Zeit.
Welche alltäglichen Maßnahmen würdest du den Menschen empfehlen?
Den Verbrauch reduzieren und darauf achten, dass ihr euren Abfall entsprechend den Möglichkeiten in eurer Region sortiert und behandelt. Sammelt Müll in der Natur auf. Niemals Müll wegwerfen. Reduziert Einwegprodukte, nehmt eine wiederverwendbare Wasserflasche und Kaffeetasse mit, investiert in eine Lunchbox. Es sind die normalen, kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen.